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Hochschullandschaft Kanada - Tipps für Hochschulkooperationen

© DAAD/photoworks

Kanada bietet mit über 100 Universitäten und Forschungsinstitutionen eine vielfältige Hochschullandschaft auf höchstem Niveau. Von praxisnaher Ausbildung bis Spitzenforschung gibt es für deutsche Hochschulen zahlreiche Anknüpfungspunkte für erfolgreiche Kooperationen und Austauschprogramme.

Obwohl das Augenmerk der kanadischen Hochschulen sowie der Bundes- und Provinzregierungen vorrangig auf der Gewinnung internationaler Studierender liegt, steigt das Interesse an nachhaltigen Kooperationen und ausgeglichenen Austauschbilanzen. Die im Vergleich zu Kanada sehr hohen Outgoing-Zahlen, die Forschungsstärke und Praxisorientierung machen deutsche Hochschulen zu begehrten Partnern. Es gilt jedoch einige Besonderheiten bei der Anbahnung von Kooperationen und beim Hochschulmarketing zu beachten.

Das kanadische Hochschul- und Forschungssystem

In Kanada gibt es 124 Universitäten und University Colleges sowie 162 Colleges. Neben Volluniversitäten mit grundständigen (Bachelor), weiterführenden (Master) und Doktorandenprogrammen gibt es auch Universitäten, die primär Abschlüsse bis zum Bachelor anbieten. Die Colleges bieten vorrangig berufsbezogene Abschlüsse (Diploma, Certificate) an, und führen nur wenige Studiengänge bis zum Bachelor durch. Meist sind nur einzelne Studiengänge der Colleges in Deutschland als Hochschulbildung anerkannt.

Finanziert werden die Hochschulen größtenteils durch Mittel der Provinzen und durch Studiengebühren. Die Gebührenhöhe unterscheidet sich je nach Provinz und Universität, sowie nach dem gewählten Fach. Außerdem werden verschiedene Gebühren für Studierende aus der Heimatprovinz, aus anderen kanadischen Provinzen sowie aus dem Ausland erhoben.

Die enge Verbindung von Forschung und Lehre ist ein wichtiges Merkmal der kanadischen Universitäten. Als U15 haben sich besonders forschungsstarke Universitäten zusammengeschlossen. Drittmittel für Forschung können bei den drei nationalen Förderorganisationen (Natural Sciences and Engineering Research Council- NSERC, Social Sciences and Humanities Research Council – SSHRC und Canadian INstitutes of Health Research – CIHR) eingeworben werden.

Das Studienjahr in Kanada gliedert sich in der Regel  in zwei Semester. Der fall term beginnt meist in der ersten Septemberwoche, Unterrichtsende ist nfang Dezember. Es folgen Prüfungen bis kurz vor Weihnachten. Der winter term (auch spring term genannt) beginnt im Januar, die Vorlesungszeit endet Anfang April und die Prüfungszeit dauert bis Ende April. Zusätzliche Lehrveranstaltungen sowie Sommerschulen werden im summer term zwischen Mai und August angeboten.

Die meisten kanadischen High School Abschlüsse reichen für einen direkten Hochschulzugang in Deutschland nicht aus. Die High School dauert in allen Provinzen außer Québec 12 Jahre (in Québec 11 Jahre). In der Regel muss entweder ein Studienjahr im Heimatland absolviert werden oder die Feststellungsprüfung (Studienkolleg) abgelegt werden, um ein grundständiges Studium aufzunehmen. Werden bestimmte Fächerkombinationen erfüllt und eine ausreichende Zahl von universitätsvorbereitenden Kursen belegt, berechtigt das High School Diploma aus Ontario zum direkten Hochschulzugang. Gleiches gilt für das International Baccalaureat, das an über 140 Schulen in Kanada angeboten wird.

Für Québec gilt die Sonderregelung, dass nach dem Schulabschluss eine zweijährige Vorbereitung auf die Universität an einem Cégep (Collège d’enseignement général et professionnel) folgt. Der Abschluss des Cégep berechtigt bei erfolgreichem Abschluss von 24-28 Kursen zum direkten Hochschulzugang. Der kanadische Bachelor-Abschluss wird in der Regel für die Zulassung zu deutschen Master-Programmen akzeptiert.

Einige Universitäten formulieren in ihren Internationalisierungsstrategien ehrgeizige Ziele und wollen ihre Outgoing-Quoten in den nächsten Jahren auf bis zu 25 Prozent steigern. Von staatlicher Seite unterstützt werden diese Initiativen allerdings bislang kaum. 2011 wurde das letzte von der kanadischen Bundesregierung geförderte Stipendienprogramm für das Auslandsstudium abgeschafft. Die Förderpolitik der Provinzen gestaltet sich sehr unterschiedlich. In Québec können sich Universitäten um Mittel zur Förderung der Studierendenmobilität bewerben und damit Stipendien finanzieren. Hier hat fast jeder Studierende aus der Provinz Québec die Möglichkeit, großzügige Unterstützung für Studienaufenthalte im Ausland zu erhalten. In kleinerem Rahmen existiert ein ähnliches Programm in Alberta, hier wird der Studierendenaustausch mit Reisekostenzuschüssen gefördert. Darüber hinaus existieren Partnerschaften zwischen Provinzen und Bundesländern wie das Ontario-Baden-Württemberg-Programm, die Alberta-Saxony Intercultural Internship Alliance und die Forschungsallianz Bayern-Québec. Zudem gibt es an fast allen Universitäten Fonds, die Zuschüsse für Auslandsaufenthalte vergeben – meist sind allerdings nur kleinere Summen möglich.

Studienaufenthalt im Ausland bedeutet für kanadische Studierende meist ein Austauschsemester an einer der Partnerhochschulen der eigenen Universität oder eine Teilnahme an einer summer oder field school. Diese von der Heimathochschule administrierten Programme haben für die Studierenden den Vorteil, dass sie im Studienprogramm anerkannte credits erwerben können. Die Studiengebühren werden während des Auslandsaufenthaltes weitergezahlt, und bei den meisten Sommerprogrammen werden zusätzliche Gebühren fällig. In vielen Fällen werden bei den Sommerprogrammen, zuweilen auch beim Austauschsemester, Lehrende der Heimathochschule eingesetzt.

Im Austausch mit Deutschland sind wegen der abweichenden Studienjahre Semesteraufenthalte meist nur im Sommersemester möglich, und nur wenige Studierende entscheiden sich für ein ganzes Studienjahr im Ausland. Daher sind Kurzprogramme (vier bis acht Wochen zwischen Mai und August) besonders nachgefragt. Vor allem in Kooperation mit einer Partnerhochschule entwickelte Sommerschulen mit Exkursionen und Sprachanteilen werden von kanadischen Hochschulen als Weg gesehen, um die Austauschbilanzen auszugleichen. Intensivprogramme im Sommer werden hinsichtlich der erworbenen credits als gleichwertig mit einem Semesteraufenthalt angesehen. Solche Programme haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie über die International Offices universitätsweit beworben werden, was generell die Sichtbarkeit des Studienprogramms und der Partnerhochschule erhöht. Großes Interesse finden auch englisch- oder französischsprachige Angebote für Bachelorstudierende, damit auch Kanadier mit geringen oder mittleren Deutschkenntnissen am Austausch teilnehmen können.

Kanadische Hochschulen suchen auch nach Austauschmöglichkeiten für ihre coop-Programme. In diesen fünfjährigen Bachelorstudiengängen wechseln sich viermonatige Studienphasen mit viermonatigen bezahlten Praktika in verschiedenen Unternehmen ab. Solche Programme werden von vielen kanadischen Hochschulen angeboten, meist in technischen Fächern und Wirtschaft, doch zunehmend auch in anderen Fachbereichen. Erfolgreiche Austauschmodelle zwischen kanadischen und deutschen Hochschulen sehen in der Regel vor, dass die deutschen Studierenden an der kanadischen Universität studieren, während die Kanadier in Deutschland das Praxissemester absolvieren. Für diese Programme gibt es an den meisten Hochschulen eigene Ansprechpartner (coop oder applied programs) – das gilt auch für die Austauschprogramme. Hier sind die Ansprechpartner jedoch nicht immer dem International Office zugeordnet, sondern die Programme werden oft dezentral von den Fakultäten verwaltet. Forschung und Internationalisierung wiederum sind auf Leitungsebene in der Regel nicht demselben Vizepräsidenten oder Vizerektorat zugeordnet. Die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner auf den Internetseiten der Universitäten kann daher mühsam sein.

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